The Poems


Vom Quark, dem Pomeron und dem Odderon
Und ist das Nichts nicht ganz so leer,
kommt etwa mal ein Quark daher,
so kann das manchen schwer verwirren
der Fachmann läßt sich nicht beirren.
Er weiß Bescheid und kann verkünden,
wie hier und jetzt die Dinge stünden.
Das Quark sich gern im Hadron tummelt,
wenn jenes durch die Gegend bummelt.
Ein andres Hadron liebt's rasant auf seinem Wege
und kommt dabei dem ersten ins Gehege.
Es wird ganz blaß wie vorher nie,
schon konzentriert sich Energie.
Wie da das Quark sich riesig freut,
daß es an einem andren streut!
Damit das Quark zum Quarke findet,
dazwischen sich ein Pomron windet.
Das Pomeron jedoch, das pflegt die Wahl
der positiven Quantenzahl.
Der Kenner sich nun leicht verrät,
fragt er nach negativer Parität.
Und ganz geschwind ergibt sich schon
als neuer Spaß das Odderon.
Die Rechnung führt sodann zum Schluß,
daß dieses Ding man finden muß.
Frohgemut beginnt die Suche,
doch führt sie bald zum Fluche.
Rätselhaft ist das Verschwinden,
es läßt sich einfach nirgends finden.
So hat wohl alles keinen Zweck,
das Odderon bleibt weg.

Das Odderon
Das Odderon, das Odderon
man hat gehört davon.
Es beliebt sich sehr zu zieren,
will man es detektieren.
Nebulös sind alle Zeichen,
ein Knick in Sigma, der muß reichen.
Doch daß die Daten hier sich beugen,
vermag so manchen nicht zu überzeugen.
Ein Eta, diffraktiv erschienen,
würde allerliebst uns dienen.
Jedoch, die Suche bleibt sehr schlicht,
man findets einfach nicht.
Und wenn wir noch so hoffen,
am Ende ist wie immer alles offen.
Das Dipolmodell
Ein Photon kommt recht schnell daher
und glaubt, daß es ein Dipol wär.
Ein Proton aus recht großer Ferne
sieht dies nur allzu gerne.
Und was die zwei dann treiben,
kann keine Theorie beschreiben,
Gluonen fliegen hin und her,
das versteht kein Mensch nicht mehr.
Viel komplizierter als gedacht
ist doch die QCD gemacht.
Schon die Sache mit dem Dipol war --
so ist es wohl -- nicht ganz so klar.
Der Phänomenologe, keine Frage,
inspiziert trotzdem die Datenlage.
Modelle sind dann schnell zur Hand,
vielleicht sogar mit Fehlerband.
Und kommt die Kurve an die Punkte ran,
weht niemanden ein Zweifel an.
Auf daß das nicht so bleiben soll,
schreibt unsereins ein Paper voll.
Zur Emeritierung von ...
Wer hier weilt, der ist gewahr,
daß ... ist jetzt vieler Pflichten bar.
Er muß nicht mehr all das erdulden,
was mancher glaubt, der neuen Zeit zu schulden.
Reformen gibt's jetzt überall im Überfluß,
was führen muß zu übelstem Verdruß.
Die letzte ist noch nicht vollbracht,
da wird die nächste schon gemacht.
Und sollte etwas einfach funktionieren,
muß man's erst recht schnell reformieren.
Zum Denken läßt sich keine Zeit mehr finden,
wenn einen die Reformen binden.
Denn der Fakultätsrat hat beschlossen,
das Pflänzlein der Reform gehört gegossen.
Man freut sich und macht gute Miene,
zu Bachelor und Bacheline.
Nun muß die Fakultät sich sehr beeilen,
die Physik in kleine Stücke zu zerteilen.
Module hier und Punkte dort,
da bleibt so mancher Inhalt fort.
Auf daß man's ändre schon im nächsten Jahr,
falls es nicht so gelungen war.
Die Studenten müssen nun Gebühren bringen,
um die dann Kommissionen ringen.
Der Minister schickt einen Erlaß,
der besagt und kündet daß
gespart jetzt werden solle,
es koste was es wolle.
Anderntags erhält man die Depesche,
daß man Elite-Mittel jetzt erhasche.
Es regnet Geld wie in 'nem Märchen,
doch ist es nur für ein paar Jährchen.
Und wieder kann man leicht erahnen,
'ne neue Kommission muß das verplanen.
Und hat man mal nicht aufgepaßt,
ist wo ein Formblatt neu verfaßt,
dessen Sinn im Dunkeln ist und war,
aber jetzt zu nutzen sei und immerdar.
Wenn immer neue Formulare winken,
kann einem die Verwaltung stinken.
Den ganzen Tag sitzt man in Kommissionen,
die nicht mal des Erwähnens lohnen.
Der Emeritus sich spart den ganzen Firlefanz,
um sich zu widmen Intressantem ganz.
Mit Physik, Musik und derlei Dingen
kann ... nun so manche Stund' verbringen,
die vorher ihm abhanden kam
durch allerlei Verwaltungskram.
Ein Freisemester reiht sich an das nächste an,
lieber ..., wir wünschen Dir viel Freude dran!
Eduards Hütte
Dieses Hauses Bodyguard
das ist und bleibt der Eduard.
Sein Herz ist rein,
doch das Haus ist klein -
da kriegt kein Schwein
all die Leute rein.
Professoren und Doktoranden
aus allerlei Landen
finden sich ein
um da zu sein.
Zu viele Diplomanden
sind auch vorhanden.
Die menschlichen Massen
sind schlicht nicht zu fassen.
Ob dieser üblen Problemage
gerät Eduard in Rage.
Man darf nicht länger Zeit verlieren,
wir müssen dringend expandieren.
In die Garage mit der Bagage!

Keine Zeit wird verloren,
das Bauamt beschworen.
Die Finanzierung wird gefunden,
der Vorschriften viele umwunden.
Der Architekt kommt zum Schluss,
dass 'ne Zwischendecke rein muss.
Gereinigt vom Gerümpel darinnen
kann der Garage Umbau beginnen.
So wird gebaut und gemacht,
die Garage zum Glanze gebracht.
Dazu ein Boden in grün,
da wird die Forschung erblühn.
Es ist alles zum Einzug bereitet,
den Eduard kunstvoll leitet.
So schließ ich nun mit der Bitte:
wir nennen es Eduards Hütte.

by Carlo Ewerz

Last modified: Sep 7, 2012
Carlo Ewerz (carlo@thphys.uni-heidelberg.de)