Nachdem wir nun eine beträchtliche Zahl von bestimmten Integralen über eine große Menge von Intervallen ausrechnen können, bleibt noch die Frage nach dem unbestimmten Integral eines Differentialquotienten . Wir ersetzen dazu wieder die konstante obere Grenze
des bestimmten Integrals durch eine Variable
und kommen wie oben zu
Dies schreiben wir folgendermaßen um
denn ist bezüglich der Variablen
ja tatsächlich eine Konstante, die allerdings noch von dem Anfangspunkt des Intervalls
abhängt. Da man in der Funktion
gerne wieder das übliche
als Zeichen für die unabhängige Variable haben will, hat sich nun für die obige Gleichung eine unerhört schlampige Schreibweise weltweit eingebürgert: man schreibt nämlich dafür einfach symbolisch:
Das auf der linken Seite dient nur als Hinweis, dass es sich um eine Funktion einer unabhängigen Variablen handelt, und hat natürlich überhaupt nichts zu tun mit der ohnehin beliebig bezeichenbaren Integrationsvariablen
auf der rechten Seite, die selbstverständlich nach der Integration rechts gar nicht mehr vorkommt. Wenn man sich diese Schlamperei einmal klargemacht hat, ist sie eine äußerst bequeme Sache und in der Tat in den größten Tafelwerken benützt und weltweit anerkannt.
So lässig geschrieben ist die Stammfunktion eigentlich eine ganze Funktionenschar mit dem Scharparameter . Die Stammfunktion
von
ist genau die Funktionenschar, die unsere ursprüngliche Differentialgleichung
löst, und deshalb für die Physiker von so großer Wichtigkeit. Aus dieser Funktionenschar mit vorgegebenem Steigungsverlauf
muß der Physiker nun nur noch durch Wahl der Konstanten
diejenige Lösungsfunktion aussuchen, welche die richtige Randbedingung
erfüllt, und schon ist das Problem gelöst.
Gesucht ist z.B. die Stammfunktion von
, welche die Randbedingung
erfüllt. Aus der Funktionenschar
ist also diejenige Funktion auszuwählen, für die
gilt, also
zu wählen: folglich ist
die gesuchte Lösung.
Aufgabe 7.2: Bestimmen Sie allgemein die Stammfunktion von folgenden Funktionen:
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