Open doors at MPI-HD
Ein breites Spektrum physikalischer Forschung
Am 08.10.2000 war Tag der offenen Tür im Max-Planck-Institut am Bierhelder Hof. (Alle Rechte beim MPI-HD)
Im Jahr 2000, von Ministerin Edelgard Bulmahn zum Jahr der Physik ausgerufen, richtet sich das Augenmerk der wissenschafts-interessierten Öffentlichkeit in ganz besonderer Weise auf die physikalische Forschung. Am Sonntag, 8. Oktober, öffnete dann auch das Heidelberger Max-Planck-Institut am Bierhelder Hof zwischen 10 und 17 Uhr allen interessierten Laien und Fachleuten die Tore zum Tag der offenen Tür.
Die breit gefächerte Grundlagenforschung an diesem Institut greift zahlreiche hochaktuelle Fragestellungen von elementaren Teilchen bis zu astrophysikalischen Prozessen im Universum, von einfachen hin zu komplexen Systemen - wie der Atmosphäre unserer Erde - auf (siehe "Perspektiven der Physik am Max-Planck-Institut", September 2000). Der noch auf die Kernphysik verweisende Name des 1958 gegründeten Instituts hat allein historische Gründe.
Am 8.Oktober gaben die Mitarbeiter des Instituts der Öffentlichkeit nicht nur die Gelegenheit, die heutigen Forschungsthemen kennenzulernen, sondern auch die Techniken und "Werkzeuge", mit denen sie bearbeitet werden.
Vom Speicherring ...
So gehört zu dem Laboratorium, das nach dem Heidelberger Nobelpreisträger Walther Bothe benannt ist, eine Experimentierhalle mit einem Tandem-Beschleuniger für geladene Atome (Ionen) samt neuem Hochstrom-Injektor und einem angeschlossenen Testspeicherring TSR, in dem nicht nur komplexe Übergänge in Atomen und Molekülen studiert werden, sondern sich beispielsweise auch die Gültigkeit der Speziellen Relativitätstheorie testen lässt. Ein sehr viel kleinerer Beschleuniger, das 3-Millionen-Volt PIXE-Pelletron für Materialanalysen, wird morgen sogar zerlegt präsentiert, so dass sein Innenleben besichtigt werden kann.
Auch viele der Arbeiten zur Atmosphärenphysik werden im Institut selbst, im benachbarten Wolfgang-Gentner-Labor, durchgeführt. Ein Schwerpunkt ist dabei die chemische Analyse von Aerosolen - kleinen Schwebeteilchen in der Luft, wie sie etwa bei der Verbrennung fossiler Stoffe entstehen, ein weiterer die Bildung und der Aufbau des Ozonmoleküls, dessen Mangel in der Stratosphäre und Überschuss am Boden uns große Probleme bereitet. Laborexperimente zur Ozonbildung können besichtigt werden, bevor man sich für die hochinteressanten Feldversuche begeistert, bei denen beispielsweise atmosphärische Spurengase gemessenen werden, welche unter anderem die Ozonverteilung beeinflussen und Vorläufer für die Bildung von Aerosolen sind.
Mit Ballonexperimenten konnte man erstmals messen, wie sich Polarwolkenteilchen im Winter über Nordschweden zusammensetzen, und auch - ein weiteres Novum - die Wirkung des Luftverkehrs auf die Aerosolbildung untersuchen. Die Besucher können eine komplette Ballon-Gondel mit Messinstrumenten inspizieren. Auch die für Experimente unverzichtbaren Bereiche Elektronik mit der Ausbildungswerkstatt, Feinmechanik und Glasbläserei sind an diesem Tage zugänglich.
... zum Universum
Die Astroteilchenphysik, ein heute und in Zukunft zentraler Arbeitsbereich des Instituts, ist mit vielfältigen Informationen über unterschiedliche Boten aus der Tiefe des Universums vertreten. Dazu zählen Experimente mit Neutrinos von der Sonne, die im italienischen Gran-Sasso-Tunnel gemessen werden, und das am Institut vorbereitete zukünftige H.E.S.S.- Experiment in Namibia im südlichen Afrika zur Messung hochenergetischer Gammastrahlung mit sogenannten Cherenkov-Detektoren, das in einer Diashow vorgestellt wurde. "Der kontinuierliche Wandel und das stete Aufgreifen neuer Fragestellungen im weitesten Umfeld der ursprünglichen Kernphysik wird auch die Zukunft des MPI charakterisieren", sagt dazu der Geschäftsführende Direktor Werner Hofmann, und: "Einer der Schlüssel zum Erfolg des Instituts ist die enge Beziehung zur Universität Heidelberg, und die in vielen Fällen ganz konkrete Zusammenarbeit in gemeinsamen Projekten".
Allgemeinverständliche Vorträge, Filme und Diavorführungen stimmten die Besucher auf zahlreiche weitere Forschungsthemen ein, und in persönlichen Gesprächen mit den Wissenschaftlern liessen sich diese Themen vertiefen - bis hin zu archäologischen und kulturhistorischen Fragen in der Forschungsstelle Archäometrie, die sich mit der Datierung von Keramiken und Sedimenten befasst.
Der ausgeschilderten Rundgang durch das Institut, für den jeder Gast einen Wegweiser erhielt, kann im Internet besichtigt werden (www.mpi-hd.mpg.de/ot2000), das ersetzt jedoch sicher nicht den realen Weg zum Institut in den Hügeln zwischen Bierhelder und Speyrer Hof.
G.W.
Bild: Tag der offenen Tür am Max Planck Institut 08.10.2000.
Quelle: MPI-HD
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