4 Funktionen

4.2 Funktionen - Grundausstattung

4.2.3 Exponentialfunktionen

Beim Potenzieren math formula haben wir zunächst nur natürliche Zahlen math formula als Exponenten eingeführt, die angeben, wie oft eine reelle Basiszahl math formula als Faktor vorkommt:

math formula bei math formula Faktoren math formula

und die Rechenregeln

math formula sowie math formula für math formula

erhalten.

Dann haben wir negative Exponenten durch die Definition math formula hinzugenommen und durch die Konvention math formula die Zahlenmenge der Exponenten auf die ganzen Zahlen math formula erweitert.

Zur Klasse der Exponentialfunktionen kommt man, indem man statt der ganzen Zahlen math formula ( wie bei den Basiszahlen math formula ) reelle Zahlen math formula als Exponenten zuläßt: math formula mit math formula und sich auf positive Basiszahlen math formula beschränkt, ohne dabei die Rechenregeln für die Potenzen zu ändern, d.h. mit folgenden

Multiplikationstheoremen für Exponentialfunktionen:

math formula mit math formula, math formula.

Von zentraler Wichtigkeit für alle Naturwissenschaften ist dabei die natürliche Exponentialfunktion mit der in Abschnitt 3.5: definierten irrationalen Zahl math formula als Basis

math formula,

deren Graph mit seinem charakteristischen rasanten Anwachsen in folgendem Bild direkt gemessen werden kann:

math formula
Bild 4.8: Aufbau der Exponentialfunktion z.B. beim Anwachsen der Zahl der Zellen mit einer festen Teilungsrate.

Für die Physiker ist auch die inverse Funktion math formula von großer Bedeutung für alle Dämpfungs- und Zerfallsprozesse. Auch sie ist der Messung direkt zugänglich, z.B. beim radioaktiven Zerfall, bei dem die jeweils noch vorhandene Menge den Zerfall bestimmt: math formula, wobei math formula die Zahl der Kerne zur Zeit math formula ist und math formula die Abklingzeit:

math formula
Bild 4.9: Inverse Exponentialfunktion, z.B. beim radioaktiven Zerfall

Auch für die Exponentialfunktionen werden wir im Kapitel 6 eine Methode kennenlernen, die es uns ermöglicht, den Funktionswert math formula zu jedem Wert der Variablen math formula durch elementare Rechenoperationen wie Addition und Multiplikation bis zu jeder gewünschten Genauigkeit auszurechnen.

Folgende Kombinationen der beiden natürlichen Exponentialfunktionen haben ihrer Wichtigkeit wegen besondere Namen erhalten, die wir erst später richtig verstehen werden: Der

Cosinus hyperbolicus: math formula

auch Kettenlinie genannt, weil eine Kette im Schwerefeld der Erde nach diesem Funktionsverlauf zwischen ihren Aufhängepunkten durchhängt, und der

Sinus hyperbolicus: math formula

mit der leicht verifizierbaren Relation

math formula.

Dazu kommt analog den trigonometrischen Funktionen noch der Quotient der beiden, der

Tangens hyperbolicus: math formula

und der

Cotangens hyperbolicus: math formula

Das folgende Bild zeigt die Graphen dieser Funktionen, die unter der Bezeichnung hyperbolische Funktionen zusammengefaßt werden.

Einschub: Bezeichnungen

math formula
Bild 4.10: Hyperbolische Funktionen

Einschub: Hyperbolisch

Aufgabe 4.3: Exponentialfunktionen

Skizzieren Sie die Graphen folgender Funktionen für math formula

a) math formula, die z.B. die Spannung beim Aufladen eines Kondensators beschreibt,
b) math formula,
c) die einfache Poisson-Verteilung math formula für völlig voneinander unabhänige statistische Ereignisse,
d) die quadratische Poissonverteilung math formula,
e) math formula,
f) eine gedämpfte Schwingung math formula,
g) das Reziproke der Kettenlinie math formula,
h) die Bose-Einstein-Verteilungsfunktion der Quantenstatistik math formula oder
i) die entsprechende Fermi-Dirac-Verteilungsfunktion für Teilchen mit halbzahligem Spin, z.B. Leitungselektronen math formula,
j) die Plancksche Strahlungsformel für die spektrale Intensitätsverteilung der Frequenzen eines Hohlraumstrahlers math formula.


Ihre Skizzen kontrollieren Sie mit dem Funktionenschaufenster oder z.B. graph.tk oder www.wolframalpha.com.