Matrizen:

Die Drehmatrizen sind nur ein Beispiel für die Größen mit zwei Indizes, die die Mathematiker Matrizen nennen. Man kann ganz allgemein für math formula-Matrizen, d.h. Schemata mit math formula Zeilen und math formula Spalten Rechenregeln definieren und deren Strukturen untersuchen. Wir wollen unsere Überlegungen hier auf quadratischen math formula -Matrizen und sogar speziell auf math formula -Matrizen mit reellen Elementen beschränken.

Wir bezeichnen die Matrizen durch unterstrichene große Buchstaben z.B. math formula. Ihre Elemente math formula tragen zwei Indizes: der linke math formula bezeichnet die (waagrechte) Zeile und der rechte math formula die (senkrechte) Spalte der Matrix:

Matrix: math formula


Es gibt einige Arten von Matrizen die ihrer Wichtigkeit wegen besondere Namen haben:

Vor allem Diagonalmatrizen, bei denen nur die drei Elemenete math formula, math formula und math formula in der sogenannten Hauptdiagonale (:von links oben nach rechts unten) von math formula verschieden sind, haben besondere Bedeutung. Die Nebendiagonale (:von rechts oben nach links unten) ist im Vergleich dazu weniger wichtig.

Diagonalmatrix: math formula


Die Matrizen für Drehungen um Vielfache des Winkels math formula sind Beispiele für Diagonalmatrizen: math formula, math formula und math formula.

Auf halbem Weg zur Diagonalgestalt ist die Dreiecksform zu erwähnen, bei der entweder unter oder über der Hauptdiagonale nur Nullen stehen:

Dreiecksmatrix: math formula


Auch Matrizen in Kästchenform sind für viele Zwecke besonders angenehm. Bei ihnen sind nur "Kästchen" um die Hauptdiagonale von Null verschieden. Unsere Drehmatrizen math formula und math formula sind von dieser Art.

Matrix in Kästchenform: math formula


Eine einfache Operation, die bei jeder Matrix durchgeführt werden kann, ist die Transposition: Gemeint ist die Spiegelung der Matrixelemente an der Hauptdiagonale, bzw. die Vertauschung der Zeilen mit den Spalten: math formula

Transponierte Matrix: math formula


Es gibt Matrizen, bei denen die Transposition nichts ändert: Man nennt sie symmetrisch.

Symmetrische Matrix: math formula


Diese symmetrischen Matrizen treten in der Physik häufig auf und haben den Vorteil, dass man sie mit bestimmten einfachen Umformungen auf Diagonalgestalt bringen kann.

Wie Sie unmittelbar sehen, hat eine symmetrische Matrix nur sechs unabhängige Elemente.

Falls die Spiegelung an der Hauptdiagonale ein Minuszeichen ergibt, heißt die Matrix antisymmetrisch:

Antisymmetrische Matrix: math formula


Die Diagonalelemente müssen in diesem Fall natürlich verschwinden. Offensichtlich besitzt eine antisymmetrische math formula-Matrix nur genau drei unabhängige Elemente. Das ist der tiefere Grund für die Existenz eines Vektorprodukts in drei Dimensionen, wie wir bald genauer sehen werden.

Schließlich folgt noch ein Spezialausdruck für eine charakteristische Größe jeder quadratischen Matrix: Die Summe der Elemente in der Hauptdiagonalen heißt Spur (:englisch Trace) der Matrix:

Spur: math formula


Sie können sich leicht vorstellen, dass man für die reellen math formula -Matrizen eine gliedweise Addition definieren kann und dass diese dann eine abelsche Gruppe der Addition bilden mit Assoziativgesetz, eindeutiger Nullmatrix, genau einem Negativen zu jeder Matrix und Kommutativem Gesetz, weil sich die entsprechenden Eigenschaften der reellen Zahlen einfach übertragen. Auch die elementweise Multiplikation mit einem Zahlenfaktor ist möglich und führt zu den üblichen Distributivgesetzen.

Für die Physik viel wichtiger ist jedoch die Multiplikation zweier math formula -Matrizen, was im Spezialfall der Transformationsmatrizen zwei hintereinander ausgeführten Transformationen des Koordinatensystems entspricht:

Dabei gilt folgende

Matrizenmultiplikationsvorschrift: math formula



Bei der letzten angegebenen Formulierung wurde nach der Einsteinschen Summenkonvention (Siehe Abschnitt 9.2.3.2) das Summenzeichen weggelassen, weil die beiden gleichlautenden Indizes k die Summation genügend deutlich signalisieren.

In der Praxis denkt man sich zur Berechnung des Produktmatrixelements math formula der z-ten Zeile und der s-ten Spalte die s-te (senkrechte) Spalte math formula der rechten Faktormatrix math formula waagrecht auf die z-te Zeile math formula der linken Faktormatrix math formula gelegt, aufeinanderliegende Elemente miteinander multipliziert und die drei Produkte addiert: z.B. math formula, also insgesamt:

math formula


Aufgabe 9.10: Matrizenmultiplikation

Multiplizieren Sie folgende Transformations-Matrizen:

a)      math formula und vergleichen Sie mit math formula Lösung
b)      speziell math formula zu vergleichen mit math formula Lösung
c)      math formula und vergleichen Sie mit math formula Lösung
d)      math formula und vergleichen Sie mit math formula. Lösung




Die wichtigste Entdeckung bei der Bearbeitung der Übungsaufgabe 9.10 ist, dass im allgemeinen für zwei Drehungen und folglich auch für die darstellenden Matrizen kein Kommutatives Gesetz gilt. Diese Tatsache können Sie mit jeder Streichholzschachtel leicht und anschaulich überprüfen, wie im folgenden Bild illustriert:

math formula
Bild 9.10: Streichholzschachtel, die zuerst um math formula um die 3-Achse, dann um math formula um die 1-Achse gedreht wurde, verglichen mit einer, die zuerst um die 1-Achse und dann um die 3-Achse gedreht wurde.

Die Beispiele der Aufgabe 9.10 haben Ihnen jedoch auch schon gezeigt, dass in einigen Ausnahmefällen das Kommutative Gesetz doch gilt: Z.B. sind alle Drehungen um ein und dieselbe Achse vertauschbar. Auch Diagonalmatrizen sind miteinander vertauschbar. Das ist ein Grund für ihre Beliebtheit. Wenn math formula ist, dann verspricht die sogenannte Vertauschungsrelation math formula eine interessante Größe zu sein. Das wird später in der Quantenmechanik noch große Bedeutung gewinnen.

Von der Kommutativität abgesehen, verhält sich die Matrizenmultiplikation jedoch, wie wir das erwarten: Sie befolgt ein

Assoziatives Gesetz: math formula.


Aufgabe 9.11: Assoziativgesetz bei Matrizenmultiplikation

Verifizieren Sie das Assoziative Gesetz an der Euler-Drehung: math formula, die vom raumfesten Koordinatensystem zum körperfesten System eines sich drehenden Kreisels führt. Lösung



Es existiert eine eindeutig bestimmte

Einheitsmatrix: math formula mit math formula,


unabhängig davon, ob von rechts oder von links multipliziert wird.

Nur bei der

inversen Matrix: math formula mit math formula


gibt es eine gewisse Komplikation ähnlich der Bedingung math formula bei der Division durch eine reelle Zahl. Eine eindeutig bestimmte Inverse gibt es nur für sogenannte nichtsinguläre Matrizen. Das sind Matrizen, deren Determinante nicht verschwindet: math formula. Mit den Determinanten, dem wichtigsten Charakteristikum jeder Matrix, beschäftigen wir uns in einer gesonderten Schublade.

Für unsere Transformationsmatrizen ist diese Einschränkung jedoch bedeutungslos. Für sie ist nämlich die inverse Matrix einfach gleich der transponierten math formula, die, wie wir gesehen haben, immer existiert: Man nennt eine derartige Matrix orthogonal (Siehe Abschnitt 9.8.2) und wir werden uns diese noch besonders ansehen:

orthogonale Matrix: math formula oder math formula

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